Die Akteure des Konflikts um das Herzogtum Schleswig (1404–1435). Überregionale Verflechtungen eines regionalen Konflikts

Die Akteure des Konflikts um das Herzogtum Schleswig (1404–1435). Überregionale Verflechtungen eines regionalen Konflikts

Veranstalter
Olive Auge / Stefan Magnussen, Abteilung für Regionalgeschichte, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; Rainer Hering, Landesarchiv Schleswig-Holstein
Veranstaltungsort
Landesarchiv Schleswig-Holstein
PLZ
24837
Ort
Schleswig
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
02.07.2024 - 04.07.2024
Von
Stefan Magnussen, Abteilung für Regionalgeschichte, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Der zwischen 1404 und 1435 ausgetragene Konflikt um das Herzogtum Schleswig war ein wichtiger Wendepunkt der nordeuropäischen Geschichte. Trotzdem fristet er sowohl in der historischen Wahrnehmung ein Schattendasein. Die Aufmerksamkeit richtet sich zumeist auf den hansisch-dänischen Gegensatz, wodurch die eigentlich zentralen Grafen von Holstein zu Nebendarstellern herabgestuft werden. Anlässlich des 600. Jahrestages des für diesen Konflikt zentralen Schiedsspruch von Ofen vom Juni 1424, durch den der römisch-deutsche Kaiser Sigismund rechtsprechend eingriff, widmet sich eine internationale Fachtagung in Schleswig erstmals in breit angelegter Perspektive diesem Konflikt.

Die Akteure des Konflikts um das Herzogtum Schleswig (1404–1435). Überregionale Verflechtungen eines regionalen Konflikts

Im Sommer 1426 belagerte der dänische König Erik VII. die Burg Gottorf. Es sollte der entscheidende Schlag gegen die holsteinischen Grafen werden, die seit 1340 im Pfandbesitz dieser strategisch wichtigen Burg waren. Die Belagerung war der vorläufige Höhepunkt eines schon viele Jahre zuvor entbrannten Kampfes um die Macht im Herzogtum Schleswig, welches die holsteinischen Grafen als legitimes Erbe für sich beanspruchten. Dies kollidierte jedoch mit dem Plan des dänischen Königs zur Reinkorporation des Herzogtums in das dänische Reich.

Die Belagerung Gottorf führte nicht zum erhofften Sieg, sondern wurde zum entscheidenden Wendepunkt des Konflikts. Der Seitenwechsel der Hansestädte um Lübeck ins Lager der holsteinischen Grafen ordnete das Kräftegleichgewicht neu. Die königlichen Truppen zogen sich ins königliche Flensburg zurück, welches einige Jahre später dann selbst von einer norddeutschen Koalition erobert wurde. Das Scheitern des königlichen Vorgehens leitete nicht nur die Absetzung Eriks VII. ein, sondern legte auch einen Grundstein für das Auseinanderdriften der Kalmarer Union, den Aufschwung der Hanse und letzten Endes auch für das weitere Zusammenwachsens Schleswigs und Holsteins unter der 1460 verbrieften Losung „up ewig ungedeelt“!

Der zwischen 1404 und 1435 ausgetragene Konflikt um Schleswig ist somit in vielerlei Hinsicht eine äußerst geeignete Projektionsfläche für aktuelle Fragestellungen. Trotzdem fristet er sowohl in der regionalen wie auch überregionalen Wahrnehmung eher ein Schattendasein. Entsprechend werden die Darstellungen auch nach wie vor von denselben Perspektiven dominiert, die schon Anfang des 20. Jahrhunderts den Ton angaben: Einerseits die von Kristian Erslev geprägte dänische Perspektive, andererseits die der frühen Hansegeschichtsforschung in Person von Ernst Robert Daenell. Da es daneben bislang keine komplementäre Auseinandersetzung seitens der Landes- und Regionalgeschichte gab, wird der Konflikt auch in der Konsequenz primär als hansisch-dänische Auseinandersetzung verstanden, in deren Darstellungen selbst die eigentlich zentralen Grafen von Holstein zumeist Nebenfiguren sind.

Zum 600. Jahrestag des für diesen Konflikt zentralen Schiedsspruch von Ofen vom Juni 1424, durch den der römisch-deutsche Kaiser Sigismund rechtsprechend eingriff, veranstaltet die Abteilung für Regionalgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Kooperation mit dem Schleswig-Holsteinischen Landesarchiv in Schleswig eine internationale Fachtagung, die sich erstmals in breit angelegter Perspektive diesem Konflikt annähern soll. Dabei soll nicht nur die Rolle der Grafen von Holstein stärker akzentuiert werden. Die Tagung begreift den Konflikt vielmehr als Substrat vieler Regionalgeschichten, da eine Vielzahl weiterer Akteure in den Konflikt eingriff. Die Tagung möchte diese nun stärker ins Gesamtbild integrieren.

Programm

Dienstag, 2. Juli 2024

9.00 Uhr
Oliver Auge (Kiel) / Stefan Magnussen (Kiel) / Rainer Hering (Schleswig): Grußworte und Eröffnung

SEKTION I – Die regionalen Akteure
Moderation Rainer Hering (Schleswig) und Vivien Specht (Kiel)

09.15 Uhr
Detlev Kraack (Plön): Die Schauenburger als Grafen von Holstein und Herzöge von Schleswig (13.-15. Jahrhundert). Herrschaftlicher Anspruch und territoriale Wirklichkeit

10.00 Uhr
Frederic Zangel (Kiel): videlicet strennuis militibus. Zur Bedeutung und Wahrnehmung des Niederadels im Konflikt um das Herzogtum Schleswig

10.45 Uhr
Kaffeepause

11.00 Uhr
Manuel Ovenhausen (Kiel): Die Bischöfe von Schleswig und der regionale Klerus im frühen 15. Jahrhundert

11.45 Uhr
Nina Gallion (Mainz): Umkämpft – erobert – befreit? Die Städte im Herzogtum Schleswig und ihre Rolle in den Auseinandersetzungen von 1404–1435

12.30 Uhr
Mittagspause

13.45 Uhr
Enno Bünz (Leipzig): Friesen und Dithmarschen

SEKTION II – Skandinavien
14.30 Uhr
Marcus Hedemann (Kopenhagen): Das Ofener Urteil von 1424 - ein leerer Triumph?

15.15 Uhr
Kaffeepause

15.30 Uhr
Carsten Jahnke (Kopenhagen): Für, mit oder gegen den König. Der dänische Reichsrat und der Konflikt um Schleswig.

16.15 Uhr
Ian Peter Grohse (Tromsø): „Thet riket til hielp“? Das Verhältnis der norwegischen und schwedischen Reichsräte zu König Erich von Pommern ca. 1404-1435.

Mittwoch, 3. Juli 2024
Moderation Ole Fischer (Schleswig) und Anne Krohn (Kiel)

SEKTION III – Die überregionalen Akteure im Reich
09.00 Uhr
Cornelia Neustadt (Leipzig): Akteure in eigener Sache. Interessen, Rollen und Aktivitäten der wendischen Hansestädte vor, während und nach den Schiedsverhandlungen in Ofen

09.45 Uhr
Sebastian Kubon (München): Der Deutschorden als Akteure im Konflikt

10.30 Uhr
Kaffeepause

10.45 Uhr
Laura Potzuweit (Kiel): Nichts als Nebendarsteller? Die Herzöge von Mecklenburg zwischen Involvierung und Mediation im Konflikt um das Herzogtum Schleswig (1404–1435)

11.30 Uhr
Dirk Schleinert (Stralsund): Vettern, Nachbarn und Verbündete des Königs. Die Herzöge von Pommern

12.15 Uhr
Mittagspause

14.00 Uhr
Franziska Hormuth (Hamburg): Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg

14.45 Uhr
Frederieke Maria Schnack (Würzburg): Nachbarn, Verwandte - und auch Verbündete? Die Häuser Braunschweig-Lüneburg und Schauenburg in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts

15.30 Uhr
Kaffeepause

16.00 Uhr
Gerd Steinwascher (Oldenburg): Dietrich von Oldenburg und Heilwig von Holstein-Schauenburg – eine Hochzeit mit Folgen

16.45 Uhr
Christopher Folkens (Münster): „Hauptland“ und „Nebenland“? – Die Grafen von Schaumburg zwischen Pinneberg und mittlerer Weser

19.00 Uhr
Abendvortrag im Stadtmuseum
Oliver Auge (Kiel): Hoher Besuch im echten Norden. Kaiser und Könige in der Geschichte Schleswig-Holsteins

Donnerstag, 4. Juli 2024
Moderation: Stefan Brenner (Kiel)

SEKTION IV – Europäische Reiche und Akteure
09.00 Uhr
Julia Burkhardt (München): Die Logik der Vermittlung. Sigismund von Luxemburg als Konfliktmanager im europäischen Kontext

09.45 Uhr
Adam Szweda (Toruń): Die Könige Władysław II. Jagiełło und Erich von Pommern - ein Bündnis ohne Perspektive?

10.30 Uhr
Kaffeepause

11.00 Uhr
Stefan Magnussen (Kiel): Philippa von Lancaster und der abwesende Bruder. Die englisch-dänischen Beziehungen während des Konflikts um Schleswig

11.45 Uhr
Gabriel Zeilinger (Erlangen): Zusammenfassung und Abschlussdiskussion

Die Veranstaltung steht allen Interessierten frei. Eine vorherige Anmeldung ist nicht notwendig, hilft jedoch bei der Planung der Veranstaltung. Bitte schicken Sie ihre Anmeldungen an smagnussen@email.uni-kiel.de

Kontakt

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Historisches Seminar
Abt. für Regionalgeschichte
Stefan Magnussen‘
Leibnizstr. 8, 24118 Kiel
E-Mail: smagnussen@email.uni-kiel.de

https://www.histsem.uni-kiel.de/de/das-institut-1/abteilungen/regionalgeschichte-mit-schwerpunkt-schleswig-holstein/tagungen/die-akteure-des-konflikts-um-das-herzogtum-schleswig-1404-1435-ueberregionale-verflechtungen-eines-regionalen-konflikts
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